PM 13/2023: Porträt Andy Haensch und Anmut.Bar
Thu, Nov 9, 2023 PressemitteilungPorträt Andy Haensch und Anmut.Bar
Seit drei Jahren macht Andy Haensch in Güstrow das, was er selber bisher immer vermisst hat: Eine Bar die für viele Menschen ein zweites Zuhause ist. Zu der Jugendstilvilla mit Garten direkt am Stadtgraben kam er, weil er als Trainer Präventionskurse im benachbarten Haus gab. Eines Tages sei er gefragt worden, ob er sich nicht vorstellen könne, etwas „anmutiges“ aus der unteren Etage des Hauses zu machen. Doch, das konnte er. Die Anmut.Bar eröffnete im August 2020, mitten im Corona-Lockdown.
Das Programm der Anmut.Bar ist innerhalb kürzester Zeit explodiert, die Bar zu einem wichtigen kulturellen Ort in Güstrow geworden. Wohnzimmerkonzerte, Ausstellungen, Tangoabende, Theater. Und jeden Donnerstag und Freitag gibt es Wohnzimmerkino auf gerade mal 22 Sitzplätzen. Andy Haensch, 47 Jahre alt, macht alles selber: backt Apfelkuchen und Pizza Feige-Ziegenkäse, mixt Cocktails und serviert, er nennt das seine „One-Man-Show“.
Andy Haenschs persönliche Leidenschaft sind die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, einer seiner persönlichen Höhepunkte bisher ein Wohnzimmerkino Abend mit dem Film „Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm“ und kostümierten Gästen. Dass Haensch Teil der Initiative jüdischen Gedenkens ist, liege ganz klar auch am Haus mit seiner jüdischen Geschichte. Nachdem vier Stolpersteine vor dem Haus gestohlen wurden, sorgte er mit dafür, dass neue verlegt wurden - und dafür, dass aufgrund seiner eigenen Recherchen über die ehemalige Bewohner:innen sogar noch fünf weitere dazu kamen.
Andy Haenschs Wohnzimmerkino ist 2022 mit dem Kinokulturpreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet worden. Auch weil er Filme nicht einfach zur zeigt: Wenn möglich lädt er Protagonisten oder Regisseurinnen dazu ein. Gerade erst hatte er die Autorin und Protagonistin des Dokumentarfilms von „Liebe Angst“ zum Gespräch da. „Mir ist es wichtig, dass die Kultur tiefgründig ist, kein blosses Konsumieren“, sagt er. „Ich brauche das auch selber, mich nach so einem Film mit anderen auszutauschen, fühle mich als Veranstalter in dieser Rolle sehr wohl. Ich rege zur Diskussion an. All das hat mir in den letzten Jahren sehr gefehlt, die Menge an Gefühl und Austausch, die ich jetzt erlebe.“
Einmal im Monat zeigt er einen queeren Film. „Mir ist klar, dass ich mit diesen Filmen nie alle Stühle besetzen kann, aber es ist mir wichtig, dieser Gruppe von Menschen meine Räumlichkeiten zu Verfügung zu stellen, ihnen zu zeigen, dass sie willkommen sind, sich sicher und wohl fühlen können“, sagt er.
Während der Veranstaltungsreihe weltwechsel im November zeigt Andy Haensch zwei Filme, die mit dem diesjährigen Titel der Reihe „Ohnmacht, Wut und Mut“, zu tun haben. „Mir ist es wichtig politisch-moralisch Haltung zu beziehen und schätze darum auch kulturelle Netzwerke sehr“, sagt er, „finde es schön so Teil von etwas Größerem sein zu können.“ Andy Haensch arbeitet gerne mit anderen zusammen, nutzt die Kraft von Bündnissen und der Gemeinschaft. Er mag zwar eine One-Man-Show sein, ist aber kein Einzelkämpfer. Auch darum ist er aus der Güstrower Kulturszene nicht mehr weg zu denken. Er ist im Filmklub Güstrow aktiv und hat das Projekt „Stolpern mit Herz“ der Initiative Jüdisches Gedenken in Güstrow mit gegründet.
Andy Haensch und die Anmut.Bar sind Teil von weltwechsel, eine von 88 Veranstaltungen an 23 Orten in MV, die engagierte Menschen dabei unterstützen, Ohnmacht und Wut in Mut zu verwandeln. Filme, Lesungen, Diskussionen und Konzerte, die zeigen wie mutig sich viele Ehrenamtliche überall in Mecklenburg-Vorpommern für eine gerechtere Welt einsetzen.
Das Eine-Welt-Landesnetzwerk MV koordiniert die jährliche entwicklungspolitische Veranstaltungsreihe. Finanziert wird sie von Engagement Global, der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, dem Kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche und dem Land Mecklenburg-Vorpommern. weltwechsel findet jedes Jahr im November statt.
Freitag, 10.11.2023 | 19 – 21
Uhr Anmut.Bar Hansenstraße 1, Güstrow (Film)
Perspektivwechsel Rassismus
Kurzfilmabend und Austausch
Donnerstag, 23.11.2023 | 19 – 21 Uhr
Anmut.Bar, Hansenstraße 1, Güstrow (Film)
»Mama weiß es am besten«
Kurzfilmabend zu queeren Lebenswelten
V. i. S. d. P.: Andrea Krönert