PM 08/2023: Kunst als Megaphon
Fri, Nov 3, 2023 PressemitteilungSamstag, 04.11.2023 |14 – 18 Uhr
Zukunftsladen, Joliot-Curie-Allee 48, Rostock (Workshop)
3 Frauen, 3 Länder, 1 Ziel: Gleichberechtigung!
Feministischer Malworkshop mit Eylül Aydin
Freitag, 10.11.2023 | 14 – 18 Uhr
VHS Stralsund, Tribseer Damm 76, Stralsund (Workshop)
3 Frauen, 3 Länder, 1 Ziel: Gleichberechtigung!
Feministischer Malworkshop mit Claudia Goldbach-Rios (Peru)
Samstag, 18.11.2023 | 14 – 18 Uhr
Geschäftsstelle Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) Wismar, Hinter dem Chor 13 (Workshop)
3 Frauen, 3 Länder, 1 Ziel: Gleichberechtigung!
Feministischer Malworkshop mit Hafiza Qasimi (Afghanistan)
Kunst als Megaphon
In drei feministischen Malworkshops im November in Wismar, Stralsund und Rostock wollen die Künstlerinnen Claudia Goldbach-Rios, Eylül Yıldız und Hafiza Qasimi andere Frauen ermutigen, ihre Geschichten zu erzählen. Der Pinsel ist ihr Werkzeug, die Welt zu verändern. Die drei Frauen verbindet die Leidenschaft für Kunst als politische Ausdrucksmöglichkeit. Alle drei haben Unterdrückung und Gewalt erlebt, alles drei nutzen den Pinsel um die Welt gerechter und freier zu machen.
Die Frauen, die sie malt, sind umgeben von Kolibris und Blumen, sie wirken stolz und würdevoll. Und jede von ihnen hat eine Botschaft. „Ich male nicht das was ist“, sagt Claudia Goldbach-Rios, 47 Jahre alt, die bis vor fünf Jahren in Peru lebte, sondern das, was ich mir wünsche.“ Wenn sie male, dann vergesse sie alles um sich herum, dann fühle sie eine große Wärme in sich. „Malen ist meine Kraftquelle“. Claudia Goldbach-Rios leitet einen der drei Workshops im November, bei denen sie und zwei weitere Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern, alle mit einer Migrationsgeschichte, ihre Werke zeigen und über ihre Kunst sprechen. Und anschließend die Teilnehmerinnen ermutigen werden, einen eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden.
Vor fünf Jahren zog Claudia Goldbach-Rios zu ihrem Mann nach Prohn bei Stralsund. In Lima arbeitete sie als Bankkauffrau, in Deutschland sucht sie noch nach einer Vollzeitstelle. Zur Zeit arbeitet sie zwei Tage die Woche für den Stralsunder Verein DaMigra. „Peru, wo meine Heimat ist, wo ich aufgewachsen bin, steckt noch in mir“, sagt sie. „Ich verarbeite in meinen Bildern das, was ich erlebt habe.“ In Peru leben Frauen, vor allem indigene Frauen, oft ausgebeutet und schlecht bezahlt, sind abhängig von Vätern, Ehemännern und Arbeitgebern. Femizide sind alltäglich. „Ich bin Feministin“, sagt sie. „Malen ist mein Weg, das auszudrücken.“
Ihre Werke sind kraftvoll. Sie sind feministisch. Und politisch.
Für Claudia Goldbach-Rios, Hafiza Qasimi und Eylül Aydin ist Kunst kein Hobby oder Beruf. Es ist ein Ausweg, eine Art Wirklichkeit zu beschreiben - und sie dabei zu verändern. Ihre Werke sind kraftvoll. Sie sind feministisch. Und politisch. Eylül Aydin 22 Jahre alt, malt Frauen in ausweglosen Lebenslagen. Sie haben verbundene Augen oder drohen zu ertrinken. Aber um sie herum flattern bunte Schmetterlinge. „Die Schmetterlinge stehen für die Hoffnung“, sagt sie. „Mein Ziel ist es nicht die Traurigkeit in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Hoffnung und den Kampf um das Leben.“ Eylül Aydin ist mit ihrer Familie aus Istanbul geflohen, sie hat viel Gewalt gegen Frauen, viel Ungerechtigkeit erlebt. „Es ist auf dieser Welt wirklich schwierig eine Frau zu sein. Wir müssen uns an den Händen halten.“ Der Workshop, den sie im Zukunftsladen in Rostock geben wird, ist eine ausgestreckte Hand an alle Frauen, die ihre Geschichten auf Papier erzählen wollen.
„Es ist auf dieser Welt wirklich schwierig eine Frau zu sein. Wir müssen uns an den Händen halten.“
Hafiza Qasimi, 24 Jahre alt, wollte schon als Jugendliche ihre Geschichten auf Papier bannen. Auch deswegen ist sie aus Afghanistan geflohen. Ihr Atelier wurde von den Taliban gestürmt und zerstört, ihre Bilder musste sie verbrennen, sich selber viele Monate lang verstecken. Anfang des Jahres gelang ihr die Flucht nach Rostock. Schon in Kabul hat sie anderen Mädchen Malen beigebracht, Pinsel und Farbe zur Verfügung gestellt. Und vorgemacht, wie das geht: Das was man sieht, was schmerzt, was wütend macht, was verändert werden muss aufs Papier zu bringen. Hafiza Qasimi hat sehr detailliert das Leben der Menschen in Afghanistan dokumentiert: Hungernde Kinder, Frauen hinter Gesichtsschleiern, Kinder, die nicht in die Schule gehen dürfen. Daneben aber hat sie auch Frauen gemalt, die Ähnlichkeit haben mit denen von Claudia Goldberg-Rios. Es sind starke, würdevolle, aufrechte Frauen. Ein bisschen so, als hätten die bunten Schmetterlinge aus den Bildern von Eylül Aydin ihr Werk vollendet.
Die drei Workshops sind Teil von weltwechsel, drei von 88 Veranstaltungen an 23 Orten in MV, die engagierte Menschen dabei unterstützen, Ohnmacht und Wut in Mut zu verwandeln. Filme, Lesungen, Diskussionen und Konzerte, die zeigen wie mutig sich viele Ehrenamtliche überall in Mecklenburg-Vorpommern für eine gerechtere Welt einsetzen.
Das Eine-Welt-Landesnetzwerk MV koordiniert die jährliche entwicklungspolitische Veranstaltungsreihe. Finanziert wird sie von Engagement Global, der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, dem Kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche und dem Land Mecklenburg-Vorpommern. weltwechsel findet jedes Jahr im November statt.
V. i. S. d. P.: Andrea Krönert