PM 01/2024: Wir brauchen Interesse, Austausch, Dialog
Wed, Jan 31, 2024 PressemitteilungFilmpremiere: Gesichter und Geschichten vom Ankommen in MV
Wir brauchen Interesse, Austausch, Dialog
Rostock. Am Freitag den 2. Februar präsentiert das Eine-Welt-Landesnetzwerk MV um 15 Uhr im Peter Weiss Haus das Ergebnis von zwei Jahren intensiver Arbeit, das Filmprojekt „Ankommen“. Bis zu 100 Menschen waren an dem Projekt beteiligt, der enge Kreis der Filmemacher:innen besteht aus acht bis zehn Menschen, die vor, hinter und mit den Mitteln einer Kamera erzählen, wie es ist nach Mecklenburg-Vorpommern zu flüchten und hier anzukommen.
Acht Kurzflme zeigen, wie Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, ihren Platz suchen, finden und ihren Weg gehen. Sie ermöglichen einen Perspektivwechsel, sie zeigen aus der Sicht der Zugewanderten, wie diese auf die Aufnahmegesellschaft treffen. Wie in dem Film „Ahmed“, in dem es um Ahmed Al-Lami geht, der im Irak in Judokämpfer der Nationalmannschaft war, nach Deutschland flüchtete und seit 2022 in Neubrandenburg lebt. Seither ist er zweimal Landesmeister geworden, trainiert im Judo Club „Vier Tore“ Kinder und Jugendliche und hofft darauf in diesem Jahr zu den Olympischen Spielen zu fahren.
„Die Filme zeigen, dass Zugewanderte wie Ahmed eine Bereicherung für die Gesellschaft in MV sind“, sagt Andrea Krönert. „Die Filmpremiere kommt zur rechten Zeit, denn zugewanderte Menschen werden mehr denn je als verantwortlich für viele Probleme gemacht, wie Überlastung der Kommunen, fehlende Wohnungen oder Lehrermangel. Dabei sind nicht die Zugewanderten das Problem, sondern die fehlende Strukturen, um eine gute Aufnahme zu ermöglichen. Angesichts des Fachkräftemangel sind wir sogar dringend auf Zuwanderung angewiesen.“
Mohammad Aman Anosh hat das Projekt für das Landesnetzwerk koordiniert. „Ich bin sehr stolz auf alle die mitgemacht haben“, sagt er. „Ihre Geschichten sind beeindruckend.“ Mohammad Aman Anosh wünscht sich mehr Austausch mit der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern. „In der Schule, auf der Arbeit, in der Freizeit. Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft müssen sich in Offenheit begegnen. Deutschland hat keine homogene Gesellschaft, Deutschland ist ein Einwanderungsland.“
Er sagt, dass ihm und die Menschen hinter den Filmen die Pläne von Rechtsextremist:innen wie sie die Correctiv-Recherche enthüllt haben, große Angst machen. „Wir sind glücklich in einer Demokratie zu leben, in einem Land, in dem uns das Gesetz Freiheit von Diskriminierung garantiert. Wir alle profitieren davon“, sagt er, „und wir müssen alle dafür kämpfen. Auch wir Migranten, wir kämpfen alle zusammen, Seite an Seite.“
Das Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern begrüßt die aktuellen Demonstrationen für Demokratie im Land. „Demokratie ist kein Selbstläufer und die Mitte der Gesellschaft hat lange geschwiegen. Nun steht sie auf. Das ist wichtig, weil wir uns zu den zugewanderten Menschen in unserer Mitte, zu Demokratie und Menschenrechten bekennen. Ich möchte alle Menschen aus Rostock und ganz MV, besonders aber auch Politiker:innen des Landes ganz herzlich zur Filmpremiere einladen. Nutzen sie die Gelegenheit für einen Perspektivwechsel! Wir brauchen dringend Interesse füreinander, Austausch, Dialog“, sagt Andrea Krönert.
Um das Projekt umzusetzen haben die Teilnehmner:innen zwei Workshops besucht und sich professionelle Filmtechniken angeeignet, gemeinsame Trainings absolviert und Ausflüge gemacht, zum Beispiel zum Bundestag nach Berlin. Finanziert wurde das Projekt von Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Rahmen des Programms „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.“
„Ankommen“ ist ein Projekt des Eine-Welt-Landesnetzwerks MV, des Dachverbands der entwicklungspolitischen Initiativen mit derzeit 60 Mitgliedern. Ziel des Landesnetzwerkes und seiner Mitglieder ist es über Globale Ungerechtigkeit zu informieren und diese abzubauen, zum Beispiel über die SDGs, die Ziele für Nachhaltige Entwicklung. Fluchtursachen und Einwanderung sind eng mit der globalen Ungerechtigkeit verknüpft. Auch darum arbeitet das Landesnetzwerk zu Themen der Integration zugewanderter Menschen.
V. i. S. d. P.: Andrea Krönert